So viele Besucherinnen und Besucher – darunter auch wieder viele Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten – wie noch nie waren zum Empfang anlässlich des Weltfrauentages 2019 des Gladbacher Frauenbündnisses Finte in der Villa Zanders gekommen.
Dies war auch der guten Organisation der städtischen Frauenbeauftragten Michaela Fahner geschuldet, die dies zum letzten Mal getan hat. Dieses Jahr beginnt nämlich die passive Phase ihrer Altersteilzeit. Die Veranstaltung wurde deshalb auch von vielen dazu genutzt, um sich bei Michaela Fahner für ihre tolle Arbeit zu bedanken.
„Keine Gewalt gegen Frauen“ war das Thema des diesjährigen Frauentages. Wie die Lage diesbezüglich in unserer Stadt aussieht, erläuterte Conny Wagner-Kokobas, eine Mitarbeiterin im Gladbacher Frauenhaus des Vereins Frauen helfen Frauen im Interview mit der Sozialdemokratin Michaela Fahner.
Die musikalische Note brachten die vielen Frauen des Chors „Pink Pömps“ ein. Besonders ihr Lied „In jeder Frau steckt ein kleines Stückchen Hefe“ wurde bejubelt. Die Stadtführerin Petra Bohlig trug anlässlich des 180. Geburtstages von Maria Zanders ein Gedicht von ihr über das Baby Margarete vor.
Unsere Stadträtin und Vorsitzende der Gladbacher sozialdemokratischen Frauen Ute Stauer hielt eine kritische, aber auch humorvolle Rede zu den altmodischen Rollenbildern, die leider auch im 21. Jahrhundert noch – viel zu oft – vorkommen.
Hier ihre Rede im Wortlaut:
„Heute, anlässlich des weltweit gefeierten Frauentags, feiert eine ganz besondere Frau den 60. Geburtstag: Barbara Millicent Roberts.
Wie, Sie kennen Barbara Millicent Roberts nicht?
Diese Frauenrechtlerin kennen Sie nicht?
Ganz richtig: Als Kämpferin für die Rechte ihrer Geschlechtsgenossinnen können Sie sie nicht kennengelernt haben.
Es ist nämlich Barbie – die Puppe.
Jedes Mädchen in Deutschland soll durchschnittlich sieben Barbies besitzen.
Wussten Sie, dass bei der Übertragung ihrer Körpermaße auf einen weiblichen Menschen, dieser nicht lebensfähig wäre? Sein Unterleib hätte nicht genug Platz für alle Organe.
Ebenso bemerkenswert: Barbie ist bis heute eine berufstätige Frau ohne Mann und Kinder, dafür mit eigenem Haus und Auto.
Warum ich an diese Frau in aller Öffentlichkeit gedenke, werden Sie sich fragen.
Ganz einfach: Das Rollenbild von einer Frau aus den 1960er Jahren ist bis heute in Kinderzimmern präsent.

Gleichstellungsbeauftragte wie Michaela Fahner müssen immer noch gegen die damit verbundenen Stereotype wie die Unvereinbarkeit von Familie von Beruf ankämpfen.
So mancher Arbeitgeber betrachtet eine Frau im gebärfähigen Alter, trotz hoher Qualifikation, in erster Linie als betriebswirtschaftliches Risiko, da droht schließlich noch die Elternzeit uvm.
Auch in Zeiten des Fachkräftemangels eine durchaus verbreitete Überlegung…
So hat Michaela Fahner auch eine ebenso eindrucksvolle wie humorige Veranstaltung ins Bensberger Rathaus holen können, die „Rosa-Hellblau Falle“, die uns nachhaltig vor Augen geführt hat, wie von klein auf Rollenbilder geschaffen und verfestigt werden, gegen die wir Frauen kämpfen müssen. Nach der Phase, für Spielzeug geschlechtsneutral zu werben, hat wieder eine Geschlechtertrennung im Kinderzimmer stattgefunden: Mädchen als Feen und Prinzessinnen, Jungs erobern als Ritter und Abenteurer die Welt.
Die bekannte Schauspielerin Maria Furtwängler stellte neulich die Frage, ob Künstliche Intelligenz tatsächlich zu mehr Vielfalt führe oder am Ende doch eher dazu, dass Geschlechterstereotype zementiert würden. Denn schließlich sind Sprachassistenten wie Siri, Alexa und Cortana weiblich. So bezeichnete ein dänischer Sprachforscher sie auch als die digitalen Dienstmägde unserer Zeit.
Weibliche Stimmen würden als angenehmer, freundlicher und ruhiger empfunden.
Da auch Kinder mit dieser neuen Technik zunehmend in Berührung kommen, können wir alle hier uns unschwer ausmalen, wie sich diese Rollenbilder auf die nachwachsende Generation auswirken.
Diese wenigen Beispiele machen stellvertretend deutlich, wie wertvoll Michaela Fahners Aufgabe war, als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt in dieser Gesellschaft bewusst zu machen und dafür zu sensibilisieren, wo Hindernisse in den Köpfen abgebaut werden müssen.“